Re: Thora und Evangelien im Koran als bindend

Die Ewige Religion

Geschrieben von nour iman am 07. Mai 2005 00:08:03:

Als Antwort auf: Re: Thora und Evangelien im Koran als bindend geschrieben von Ahmet am 30. April 2005 21:27:01:

der friede sei mit dir ahmet,

du wirfst eine reihe interessanter fragen auf, die jede fuer sich gesondert und in laengeren ausfuehrungen behandelt werden koennte. ich versuche mit meinem bescheidenen wissen zu erklaeren, soweit ich dazu in der lage bin.

>Danke auch für die informative Ausführung über die „Beschneidung“. Worauf stützt man sich als Muslim zu sagen, dass es nicht Pflicht ist?

das ist jetzt doch etwas komplizierter und ich habe mich vielleicht unklar ausgedrueckt. die beschneidung an sich ist schon eine pflicht. aber ich schrieb auch, dass man ohne beschneidung muslim sein kann, sprich sich Gott hingeben kann. die beschneidung des mannes ist sunna und der begriff sunna ist ein sehr gedehnter. ihn eingehender zu erklaeren, erfordert sehr viel zeit und ist dank des internets auch nicht immer notwendig ;-)
ein - wie mir scheint - guter link:

http://www.salaf.de/hp/As-Sunna/as-sunna.html

hier findest du viele nuetzliche informationen.

uebrigens, nach einem weiteren hadith vollzog der gesandte s.a.s. am 7. tag die beschneidung bei seinen enkeln hasan und husein.

>Das ist eine gute Frage. Als erstes würde ich wie Abdin das Sprachproblem berücksichtigen, obwohl es sich um eine „von Gott herab gesandt“ geltende Schrift handelt. Wahrlich hatte Konstantin die griechischen Evangelien etwas merkwürdig übersetzen lassen. Der Sinn ging oft verloren. Aber semitische Leser erkennen, wie es gemeint ist. Dann als nächstes würde ich mich vielleicht auf den Koran stützen, der ja die Thora und das Evangelium als bindend darstellt?

das "?" war eine gute entscheidung. ;-)
vorab ein hinweis meinerseits: dieses thema ist mir auch noch nicht ganz erschlossen. aber ich lese und ziehe meine schluesse. aussagen von muslimischen gelehrten sind mir hierzu nicht gelaeufig, was nicht heisst, dass es sie nicht gibt.

in der tat spricht ja der Qur'an von einem evangelium und nicht von 4! aus den aussagen des Qur'an geht aber hervor, dass jesus ein solches den menschen brachte. die kanonischen evangelien wiederum berichten nichts von einem buch namens "evangelium". wie kann man das dilemma loesen? gab es ein buch, welches jesus den menschen brachte, aber durch die kirche unterdrueckt wird? das erscheint angesichts diverser anderer ungereimtheiten und widersprueche zwischen den aussagen jesus und kirchlicher lehre als sehr wahrscheinlich. beweisen kann ich es nicht.

hast du von dem "barnabas-evangelium" gehoert? es wird christlicherseits gerne als "muslimische faelschung" bezeichnet. wie auch immer, in ihm wird ein solches buch angedeutet. (hab's selber leider noch nicht komplett gelesen)
das barnabas-evangelium soll jetzt meinerseits nicht als beweis und erklaerung der tatsaechlichen ereignisse zur zeit jesus dienen. aber andererseits bietet es erstaunliche erklaerungen an, welche hilfreich sind, einige aussagen von jesus in der bibel besser zu verstehen. auch das problem der kreuzigung wird durch dieses buch geloest.

aber ich schweife ab. also die frage bleibt, ob der Qur'ân die thora und das evangelium als bindend ansieht. die frage ist so zu bejahen. aber wie gesagt, gibt es nicht das evangelium. es sei denn man nimmt die uebersetzung: "die frohe botschaft von jesus" (ohne plural). somit waere alles, was jesus sagte und tat als evangelium zu bezeichnen. so gesehen, koennen und muessen wir wohl die aussprueche, die wir in der bibel aus dem munde jesus zu lesen bekommen, als zumindest wahr (nicht aber unbedingt bindend) ansehen. als muslim ist das kein problem, da doch keine aussage von jesus, die wir in der bibel finden, als fundamental widerspruechlich zum islam steht. widerspruechlich zum islam sind viele (nicht alle) einschuebe und dinge, die ueber jesus geschrieben stehen, nicht aber, was er selber von sich sagt.

aber du merkst vielleicht das problem, welches sich hier ergibt: wir beurteilen die aussagen jesus nach islamischem massstab, sehen, dass er dem islam nicht widerspricht und sagen dann, dass man dem folgen kann. aber halt! letzteres sagen wir gerade nicht. denn es gibt ja einige dinge, die spezifisch fuer die zeit von jesus offenbart wurden und spaeterdings durch den islam nicht bestaetigt, ja vielleicht abgeschafft wurden. (so hat jesus zb. den genuss von alkohol nicht untersagt, was beim islam bekanntlich wieder anders liegt.)

so erklaert sich aber schonmal, das gebot des Qur'an an die christen, sich nach dem evangelium zu richten:
Evangelien
Koran [5:46-47] ... Und die Leute des Evangeliums sollen sich nach dem richten, was Allah darin offenbart hat; und die sich nicht nach dem richten, was Allah herabgesandt hat - das sind die (wahren) Frevler.

die christen sollen also den aussagen jesus beachtung schenken, wie wir sie in den 4 evangelien finden, nicht aber unedingt den kommentaren und meinungen ueber jesus. das nun ist aber ein harter brocken, baut doch das heutige christentum weitestgehend auf paulinischer lehre auf.

was nun aber die thora betrifft, sollen sich juden danach richten, ja.
5;43: Wie seltsam! Warum lassen sie (die juden) dich (gemeint ist hier der prophet sa.s.) richten, obgleich sie die Thora haben, die Gottes Rechtsbestimmungen enthält? (einfuegungen von mir)
7;170: Jene, die am Buch, der Thora, festhalten und das Gebet verrichten, werden belohnt, denn Wir lassen den Lohn der Rechtschaffenen nicht fallen.

aber wie gesagt, betrifft das - laut Qur'an - wirklich nur die juden. es gibt keinen befehl, der sich allgemein an alle menschen richtet, die thora oder das evangelium zu befolgen. jede religionsgemeinschaft moege nach ihrer eigenen schrift richten und walten. geht man nur nach dem Qur'an, schliesst man zwar indirekt thora und evangelium ein, aber es gibt "keinen zwang im glauben" und somit die freiheit, sich fuer eines der anderen buecher zu entscheiden. ich finde folgenden vers gerade sehr passend:
13;38: ... Für jede Generation sendet Gott das Buch herab, das ihr entspricht.

>Ich würde natürlich auch die Hadithen als bindend ansehen, sollten sie im Koran erwähnt sein. Aber ich habe nichts gefunden. Du verstehst schon, der Verstand entscheidet mit. Ich strebe auch nach Wissen…..

nun, dann lass es endlich auf dich einstroemen :-)
wie dem auch sei, im heiligen Qur'ân wird uns befohlen Gott und dem gesandten s.a.s. zu gehorchen. wie aber kann man das realisieren, ohne die gebote und verbote des propheten s.a.s. zu kennen? und wie sonst soll man sie kennen, wenn nicht durch ueberlieferungen (ahadith), die von ihm, seinem leben und seinen ausspruechen zeugen?

4;150: Diejenigen, die Gott und seine Gesandten verleugnen, einen Unterschied machen zwischen Gott und Seinen Gesandten und sagen, daß sie an einige Gesandte glauben und an andere nicht und meinen, sie könnten einen Weg dazwischen einschlagen,
7;35: Ihr Kinder Adams! Wenn immer Gesandte aus eurer Mitte zu euch kommen, um euch Meine Zeichen zu verkünden, sollt ihr ihnen glauben. Die Frommen, die gute Werke tun, haben nichts zu befürchten und keinen Grund traurig zu sein.
7;158: Sprich: "Ihr Menschen! Ich bin der Gesandte Gottes für euch alle. Gott gehören Himmel und Erde. Außer Ihm gibt es keinen Gott. Er läßt leben und sterben. Glaubt an Gott und an Seinen Gesandten, den des Lesens und Schreibens unkundigen Propheten, der sich zu Gott und Seinen Worten bekennt, und folgt ihm, damit ihr rechtgeleitet werdet!"
24;51: Hingegen sagen die Gläubigen, wenn sie zu Gott und Seinem Gesandten gerufen werden, damit der Gesandte zwischen ihnen urteilt: "Wir haben gehört, und wir gehorchen." Das sind die Erfolgreichen.

und besonders wichtig:
59;7: Was der Gesandte euch an Rechtsbestimmungen verkündet, sollt ihr anwenden! Was Er euch verbietet, sollt ihr unterlassen! ...


so, das war's erstmal.

frieden.
nour iman




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