Sohn Gottes

Die Ewige Religion

Geschrieben von Gunther Maria Michel am 29. März 2005 01:55:

Als Antwort auf: Re: falsch? Sohn oder Gesandter Gottes? geschrieben von Ahmet am 25. März 2005 12:23:51:

>Hallo Guther,

Grüß Dich, Ahmet,

>Gunther: Das ist ein falscher Text, eigentlich ein gefälschter Text,…..
>Ich verstehe deine Sorge. Für uns im Westen dürfte das schon sehr wichtig sein, ob da nun „Sohn Gottes“ steht oder „Gesandter Gottes“. In Wirklichkeit aber macht es keinen Unterschied, wenn man es aus der Sicht der Sprache Jesu, nämlich in aramäisch liest.
>In der semitischen Sprachform (auch aramäisch) ist das Wort „Sohn….“ z.B. Sohn Gottes, Sohn eines Esels, Sohn des Vaters, Sohn des Sohnes, Menschensohn im alltäglichen Sprachgebrauch zu finden.
>Die Bedeutung dieser Aussagen unterscheidet sich jedoch stark im Vergleich zwischen Semitisch und Germanisch. Der Kirchen- Streit diesbezüglich um ca. 350 n.Chr. hatte ja auch seinen Grund.
>Semitisch gesehen heisst es, wenn das Wort „Sohn“ mit einem anderen Wort in Verbindung gebracht wird nichts anderes als „im Verhalten Ähnlich“. Wenn ich zum Beispiel bei einem Familienbesuch einem Kind sage, er sei der Sohn seines Vaters, dann schaut mich niemand „schräg“ an, sondern versteht darunter, dass der Sohn seinem Vater im Verhalten ähnelt.
>Genau so ist es auch an mehreren Bibel- Stellen zu verstehen. Das Wort
>„Gesandter“ bedeutet: „Mensch, der die Botschaft Gottes wiedergibt“.
>„Sohn Gottes“ bedeutet: „Mensch, der dem Verhalten Gottes ähnlich ist“.

>Was macht das als für einen Unterschied?

Ich muß Dir leider widersprechen, Ahmet.
Im Semitischen wird zwischen „Sohn“ und „Gesandter“ deutlich unterschieden.
Nehmen wir zum Beispiel Hebräisch, weil es die Sprache der Bibel ist, welche Jesus und den Verfassern des Neuen Testaments vertraut war. Sohn ist im Hebräischen „ben“, und Gesandter ist schaliach oder meschullach, vom Verb schalach = senden.
Jesus weiß sich vom Vater gesandt und sendet wiederum seine Apostel. Apostel bedeutet Gesandter (apóstolos, von griechisch apostéllein = senden).
Du fragst, was für einen Unterschied es macht, ob Sohn oder Gesandter?
Wenn jemand den griechischen Urtext des Evangeliums nimmt und willkürlich das Wort Sohn (griechisch = hyiós) überall mit „Gesandter“ widergibt, dann macht er es unmöglich, den Unterschied zu verstehen. Das ist ja wohl auch der Zweck einer solchen „Übersetzungs“aktion.
Hauptbotschaft des Neuen Testaments ist, daß Jesus der Sohn Gottes ist. Die Stellen sind zahlreich in fast allen Büchern des Neuen Testaments.
Denke doch bitte mal über die folgenden Stellen nach.
Als Jesus seine Jünger fragt, für wen ihn die Menschen halten, bekennt Petrus: Du bist der Christus (Messias), der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus antwortet darauf: Nicht Fleisch und Blut haben die das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Hätte die Gottessohnschaft Jesu keinen transzendenten Charakter, würde Jesus nicht von Offenbarung gesprochen haben.
Jesus wurde vom Hohen Rat wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt, weil er sich als Sohn Gottes bekannte - Lk 22,70: „Da sagten alle: Du bist also der Sohn Gottes. Er antwortete ihnen: Ihr sagt es – ich bin es“ (hebräisch: ani hu). Hätte dieser Ausdruck im Munde Jesu die harmlose Bedeutung gehabt, die Du annimmst, wäre es für die Juden keine Gotteslästerung gewesen.
Daß die Juden es als Gotteslästerung auffaßten, daß Jesus sich als den Sohn Gottes in einem ausschließlichen Sinn bezeichnete, geht aus Johannes 10,33 hervor: „Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott“.
(Die Verfasser des Neuen Testamentes waren gläubige Juden und kannten den Unterschied zwischen Mensch und Gott, und den Unterschied zwischen einem Sohn und einem Gesandten.)
Kennst Du diesen Text?: „In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.“ (MT 11,25-27)
Nun, macht es einen Unterschied, Gesandter zu sagen oder Sohn?
Kennst Du das Gleichnis von den bösen Winzern?
„Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erstemal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werdne sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um...“
Dieser Text ist aus manchen Gründen sehr aufschlußreich. Einer ist, daß Jesus hier im Gleichnis seinen Tod prophezeit – wie er es auch mit offenen Worten getan hat. (Das wie vieles andere widerlegt ein weiteres Mal Deine These, daß Jesus nicht am Kreuz gestorben ist.)
Ein anderer Grund ist der Gebrauch des Wortes senden und des Wortes Sohn. Sowohl die Knechte als auch der Sohn ist vom Gutsbesitzer gesandt. Mit den Knechten sind die alttestamentlichen Propheten gemeint. Mit dem Sohn meint Jesus sich selbst. Jesus unterscheidet also deutlich seine eigene Sendung als Sohn des Vaters von der Sendung aller anderen, die nur Knechte des Vaters sind.
Dieser Unterschied ist bestätigt in Joh 3,16: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm (das) ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern (das) ewige Leben hat.
Ist der einzige, wörtlich: einziggezeugte (monogenés) Sohn des Vaters nicht etwas anderes als ein bloßer Gesandter des Vaters?
Deshalb bekennen die Apostel, die Zeugen des Kreuzestodes, der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).
Ahmet! Allein die rechtgläubige, dogmatische Lehre der katholischen Kirche wird den Texten des Neuen Testaments, welche die Lehre Christi und den Glauben der Apostel widergibt, voll gerecht. Alles, was dem widerspricht, auch das, was Du auf Deiner Webseite und Deinem Forum verbreitest, tut den Texten Gewalt an, verfälscht den Wortlaut und mißdeutet oder ignoriert dessen wirklichen Sinn.
Hier wird so viel Unwahrheit über Jesus Christus und die Kirche verbreitet, daß sich mir bei der Lektüre der Magen herumdreht und die Haare zu Berge steigen. Es geht über meine Kraft, all diese Unwahrheiten zu widerlegen.
Was Du über die anderen Religionen schreibst, interessiert mich nicht. Aber was das Christentum betrifft, muß ich Dir sagen, daß Du Dich schwer versündigst mit Deinem Feldzug gegen Jesus Christus und die katholische Kirche.

>Gefälscht wäre eher etwas, dass die Bedeutung verdreht. Wie zum Beispiel die „Titel“, die im Mittelalter in die Evangelien eingepasst wurden. Da besteht das Problem, dass nach dem Lesen des Titels der eigentliche Text eine andere Bedeutung bekommt.

Ahmet, willst Du die Kirche lehren, wie sie die Bibel zu verstehen hat? In dem Gleichnis von den bösen Winzern fährt Jesus fort: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.
Du hast Dir einen Feind ausgesucht, der zu stark ist für Dich. Dein Kampf gegen Jesus Christus und seine heilige Kirche ist ein Kampf gegen Gott. Einen solchen Kampf kannst Du letzten Endes nur verlieren, auch wenn Du scheinbar große Erfolge bei einem bestimmten Publikum damit hast.

>Entschuldige, wenn es Dich scheinbar getäuscht hat. Für mich macht es keinen Unterschied, wenn ich die Stelle lese.

Nun, nach den oben angeführten Zitaten vielleicht jetzt doch?

>"Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes…“, Jemand also, der im Verhalten Gott ähnelt. Übrigens gibt es in der Bibel noch andere Menschen, die als Söhne Gottes bezeichnet werden. Wie verstehst Du das?

Gewiß gibt es das. Im Alten Testament ist „Gottessohn“ ein Titel, der den Engeln gegeben wird, dem auserwählten Volk, den Kindern Israels und seinen Königen. Er bedeutet dann eine Art Adoptivsohnschaft, die zwischen Gott und seinem Geschöpf eine besonders innige Verbindung herstellt. Auch wenn der verheißene Messias im Alten Testament „Sohn Gottes“ genannt wird (wie in 1 Chronik 17,13 und in Psalm 2,7), so bedeutet das dort nicht unbedingt, daß er mehr ist als ein bloßer Mensch.
Im Neuen Testament ändert sich das jedoch. Wenn man das Neue Testament unvoreingenommen liest, dann kann man das erkennen – auch an den oben angeführten Zitaten.
(Die Stellen bei Paulus habe ich gar nicht erst erwähnt.)
Grund dafür ist, daß Jesus seine Sohnschaft gegenüber dem Vater in einerm ausschließlichen, wesenhaften, transzendenten Sinn verstanden hat.
Gruß,
Gunther.






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